Nächste Vorstellung
Bis zur nächsten Aufführung am 19.06.2025 sind es noch 210 Tage.
Karl-May-Verlag
Mit freundlicher Unterstützung durch den Karl May Verlag Bamberg.
Aufführung 2002
Aufführung 2008
Aufführung 2006
Ursprung - Wie alles begann
- Details
- Geschrieben von Gregor Bettray
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Im Jahr 2000 feierte das Ferienlager der DJK Twisteden sein 25jähriges Jubiläum. In diesen Sommerferien hieß das Ziel Assinghausen im Sauerland. Aus gegebenem Anlass stand auch ein Besuch der bekannten Karl-May-Festspiele in Elspe auf dem Programm.
Schon in früheren Jahren hatte man ab und an den Sauerlandaufenthalt genutzt, um den Kindern dieses tolle Ereignis bieten zu können. Die Twistedener Mädchen und Jungen ließen sich schon im Rahmenprogramm vor der Hauptaufführung in den Bann des Wilden Westens ziehen. Doch der absolute Höhepunkt war die Aufführung des Karl-May-Klassikers „Winnetou I“ auf der großen Naturfreilichtbühne in Elspe. Die Kids dankten den Darstellern mit minutenlangem Applaus. Den Betreuern imponierte vor allem, dass den Kindern unserer heutigen Multimedia-Gesellschaft mit solch „einfachen“ Mitteln und dieser „antiken“ Geschichte soviel Spaß bereitet werden konnte. Schon vor Generationen haben die Schinken von Karl May die Heranwachsenden begeistert und das Elspe-Festival hat sich seit Jahren etabliert.
Als die Betreuer am Abend das Erlebte Revue passieren ließen und das Programm für den folgenden Tag planten, kam einigen die „Schnaps“-Idee: „Was die in Elspe können, kriegen wir doch wohl auch hin!“ Sofort wurde die kühnsten Phantasien gesponnen, in denen Winnetou entlang der Ruhr auf Shatterhand zu ritt. Stunts und rauchende Colts der Santer-Bande vor der Schützenhalle hatten die Betreuer vor Augen. Von Minute zu Minute nahm die Idee mehr Gestalt an und fand mehr Anhänger. Noch in dieser Nacht wurde ein erstes Drehbuch entworfen. Im Laufe des folgenden Tages nutzten die Betreuer jede freie Minute um an der Umsetzung der ersten Karl-May-Aufführung im Twistedener Ferienlager voranzukommen. Und von Stunde zu Stunde wuchs der Ehrgeiz im Team, diese eigentliche „Schnaps“-Idee durchzuziehen. An diesem Abend fiel dann auch der entgültige Entschluss, zum Jubiläum des Lagers den Kindern am nächsten Abend eigene Karl-May-Festspiele zu bieten. Die Betreuer und auch die Kochfrauen strickten ein Programm, bei dem die Kinder ausnahmsweise nicht eingebunden waren, sondern „nur“ Zuschauer sein durften. Das Drehbuch, natürlich orientiert an der Elspe-Vorlage, erhielt in der Nacht den letzten Feinschliff und die Rollen wurden verteilt. In verschiedenen Gruppen bereitete man die Aufführung mitsamt Rahmenprogramm vor. Die einen nähten Kostüme, andere bauten das Bühnenbild, eine Musik-Show sowie eine Reiter-Show auf selbstgebauten Steckenpferden wurden einstudiert. Die Zeit war knapp. Doch was dieses Team um Lagerleiter Holger van Elten in kürzester Zeit auf die Beine stellte, hat die kühnsten Erwartungen übertroffen. Die Kinder waren überwältigt von der Atmosphäre, die man wohlgemerkt in die Schützenhalle brachte, und begeistert von den schauspielerischen Talenten der Kochfrauen und Betreuern. Alle Beteiligten erlebten einen unvergesslichen Abend, der sicherlich den Höhepunkt des Ferienlagers noch vor den Original-Festspielen darstellte. Noch Monate später erzählten die Kinder von diesem Ereignis, die Darsteller wurden in Twisteden nicht mit ihrem Namen, sonder mit „Hallo Winnetou“ oder „Hi, Sam Hawkens“ angesprochen. Doch das war ja nur Teil I der Entstehungsgeschichte.
Im darauffolgenden Jahr muss einige Wild-Westler der Blitz getroffen haben. Anders ist die Idee, diese Aufführung für ein größeres Publikum in Twisteden unter freiem Himmel aufzuführen, nicht zu erklären. Zunächst müde belächelt, steigerte sich die Hand voll tapferer Krieger in ihr Vorhaben hinein und stellte ernstere Überlegungen an, wie das Ganze umgesetzt werden könnte. Größtes Problem: Wo zum Teufel kann man so etwas aufführen? Noch in 2001 fand man hinter Plantaria, an der Biegung der heutigen Umgehungsstraße eine kleine Waldlichtung, die Eigentümer Bruno Teller gerne zur Verfügung stellte. Ein Termin war schnell gefunden. Die ersten Twistedener Karl-May-Festspiele unter freiem Himmel sollten im Rahmen der Sportwoche am Fronleichnamstag 2002 im Anschluss an den Familienspieletag stattfinden. Zur Vorbereitung der Aufführung hatte man dieses Mal etwas mehr Zeit als im Ferienlager 2000. Aber die war auch nötig. Das Drehbuch wurde erweitert, um die Story zu verlängern. Mehr Schauspieler wurden engagiert, Technik benötigt. Nur zur Herrichtung der Bühne blieben ganze 5 Tage Zeit. Fast Tag und Nacht arbeiteten die Darsteller am „Sonnenhügel“ um Rindenmulch zu verteilen, Marterpfähle und Tipis aufzubauen. Sogar ein echter Saloon sowie ein Wasserfall fanden auf der Open-Air-Bühne Platz. Alle waren mit viel Herzblut bei der Sache, die Unterstützung allerorts phänomenal. Doch bei allem Stress in der Vorbereitung blieb wenig Zeit zum Proben. Nach wenigen halbgaren Kurzproben traf man sich an Fronleichnam gegen 16.00 Uhr, nur rund zwei Stunden vor der eigentlichen Aufführung dann endlich zur ersten und einzigen kompletten Probe. Aber das schier unerschöpfliche Talent der Laiendarsteller und die Improvisationsfreude der Akteure ließen die Karl-May-Festspiele in Twisteden zu einem absoluten Knaller werden. Geschätzte 400 Besucher hatten den Weg vom Sportplatz zum Sonnenhügel gefunden und wohnten bei einem herrlichen Sonnenuntergang, der die Bühne in eine wunderschöne Kulisse verwandelte, einer mitreißenden Vorführung bei. Mit Spannung, Action und und einem Schuss Slapstick versetzten die Darsteller das Publikum direkt ins Land der Apatschen...
Auf die Erhebung eines Eintrittsgeldes wurde verzichtet, statt dessen sammelten die Darsteller nach der Aufführung mit ihren Cowboyhüten bei den Zuschauern. Schließlich sollte der Erlös der Karl-May-Festspiele zu Gunsten des Ferienlagers der DJK Twisteden genutzt werden.
Der Erfolg von Winnetou I hatte die Mühen bestätigt. Und alle waren sich einig, dass es, wenn irgend möglich, eine Fortsetzung geben muss. Also machte sich im Sommer 2003 ein Großteil der Besetzung auf den Weg nach Elspe. Bei der Vorführung „Der Schatz im Silbersee“ holte man sich die nötigen Anregungen für die 2. Karl-May Festspiele, die dann in 2004 auf dem eigens hierfür neu angelegten Sonnenhügel-Hoensberg, stattfanden.
Seit dem findet alle zwei Jahre eine Aufführung auf dem Sonnenhügel-Hoensberg statt.